Die meisten Menschen haben sich über Jahre hinweg an einen bestimmten Zustand des Lebens gewöhnt, der ihnen ein Gefühl von Sicherheit und Schutz bescherte. Der Mensch steht zu einer gewissen Uhrzeit auf, geht ins Badezimmer, frühstückt, begibt sich an seine Arbeitsstelle, kehrt wieder heim, isst zu Abend und beendet den Tag vor dem Fernseher.
Jeder Mensch hat dabei seinen ganz persönlichen Tagesablauf, dem er mehr oder weniger streng folgt. Diese Macht der Gewohnheit kann im Laufe des Lebens so stark verankert sein, dass der Mensch nichts dazu bringen kann, etwas daran ändern zu wollen - auch wenn es ihm damit eventuell gar nicht so gut geht, einem das Leben nur noch wenig Freude bereitet oder kaum noch Erfüllung schenkt. Bis eines Tages ein Problem an die eigene Tür klopft.
Die Macht der Gewohnheit sollte der Mensch nicht unterschätzen und im Grunde ist Sie auch eine sehr praktische Angelegenheit. Sobald der Mensch vor einer Entscheidung steht, greift er meist auf seine bisherigen Erfahrungen oder erlernten Muster zurück. Der Mensch lebt weiter in seiner Komfortzone, spart Energie und meint dies sei die vernünftigste Lösung. Mithilfe unseres sogenannten " Denkapparates " wägen wir die Dinge ab und sortieren sie entsprechend ein. Läuft unser Alltag z.B. nach einem vertrauten Grundmuster ab, fühlen wir uns sicher.
Für Kleinkinder erfüllt die alltägliche Gewohnheit den Zweck, das Selbstbewusstsein zu entwickeln und zu stärken, durch das ständige üben und und wiederholen von Abläufen.
Zum anderen geben immer wiederkehrende Rituale
( Essenszeiten, Schlafenszeiten ) den Kindern einen wichtigen Halt in ihrem Leben.
Auch für den erwachsenen Menschen sind Gewohnheiten wichtig, da sie für gewisse Abläufe zweckmäßig sind. Jedoch ergibt daraus auch einen gewissen Mangel an Flexibilität und erhöht damit das Risiko, in alteingesessenen Denkmustern / Denkweisen zu verbleiben, die den Menschen in seiner Entwicklung blockieren kann. Der Wille und die Fähigkeit, Veränderungen zu akzeptieren und bewusst vorzunehmen, schlafen ein. Der Mensch lernt nicht, mit der für ihn neuen Situation umzugehen, um weiter in seiner ENTWICKLUNG voran zu schreiten. Wie ein " Pferd mit Scheuklappen " kann er eine Vielzahl von Möglichkeiten nicht wahrnehmen und verpasst evtl. dadurch die Chance sich zu wandeln.
Seien wir einmal ehrlich zu uns, wir verlassen unsere Komfortzone nur ungern. In Anbetracht einer Entscheidung oder in einer Besorgnis erregenden Situation verlassen wir uns am liebsten auf unseren " Denkapparat ", denn auf unsere innere Stimme zu hören ist meistens ein Tabu. So hat der Mensch im Laufe des Lebens verlernt sein Leben in die eigene Hand zu nehmen. Gerade in kritischen Situationen wäre eine gewisse Flexibilität erforderlich.
Wir Menschen sind " Gewohnheitstiere " und neigen leider dazu, uns gedanklich und seelisch einzuengen, dass - wenn ein unangenehmes Lebensgefühl sich äußert oder ein Problem auftaucht - den eigenen Handlungsspielraum begrenzt. Gerade aus unserer Kindheit gemachten Erfahrungen entstehen im Laufe der Zeit feste Denkmuster, die sich leider nur schwer auflösen lassen. Oftmals ist es so, dass ohne Hilfe der Mensch oft unfähig ist, neue Gedanken und Lösungen zu entwickeln. Kaum überlegt man, einen neuen Lebensweg einzuschlagen stellt sich die Angst ein. Angst vor dem unbekannten, unsicheren Terrain. Der Mensch sucht nach Ausflüchten: Meine jetzige berufliche Situation ist genauso gut wie jede andere, meine Festanstellung bietet mir doch meine so liebgewordene Sicherheit; lieber unzufrieden zu sein in meiner jetzigen Partnerschaft als allein durchs Leben zu gehen usw. Tatsächlich ist für den Menschen bequemer, das Wagnis, das mit einer Veränderung einher geht, zu vermeiden - egal, ob das damit verbundene Leben dann mit den eigenen Bedürfnissen übereinstimmt oder nicht.
Erst wenn der Mensch den dafür nötigen Mut aufbringt, einen neuen Weg zu beschreiten, indem er z.B. seine Arbeitsstelle wechselt oder seinen Partner verlässt, erst dann erfährt er, wie gut dieser neuer Pfad für ihn ist. Mit der Zeit spürt er, wie sich nach und nach Ruhe und Gelassenheit, Leichtigkeit und Fröhlichkeit, Zufriedenheit und tiefes Glück einstellt.
Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ( zum Guten ) ändert.
Albert Einstein